Markus Saurer,13. April 2020
Die beiden aus dem Griechischen stammenden Begriffe Ökonomik und Ökonomie sind in der deutschen Sprache nicht messerscharf voneinander abgegrenzt und können oft auch miteinander ausgetauscht werden. Ist von Ökonomik die Rede, so stehen methodische Aspekte im Vordergrund, beispielsweise der Versuch, menschliches Verhalten dadurch zu erklären, dass man den einzelnen Individuen rationales Verhalten unterstellt. Demgegenüber assoziiert Ökonomie eher den Gegenstand, etwa als «Sozialwissenschaft des Wirtschaftens oder der Marktbeziehungen». Eine anschauliche Definition für Ökonomik haben Homann & Suchanek (2005) geliefert, sie befasst sich demnach «… mit Möglichkeiten und Problemen der gesellschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil».
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367
Homann K, Suchanek A (2005). Ökonomik: Eine Einführung. Tübingen: Mohr Siebeck, 2 ed. 425 p.
Markus Saurer,13. April 2020
Die Mikroökonomik ist der eigentliche Kern der Ökonomik, was unter anderem bedeutet, dass kein Teilgebiet der Ökonomik, auch nicht die Makroökonomik, ohne mikroökonomische Einsichten auskommt. Die Mikroökonomik studiert zuallererst das Verhalten einzelner Menschen, traditionell dann auch das Verhalten von Menschen, welche sich zu einer gemeinsamen Produktion in einer Unternehmung zusammengeschlossen haben.
Tausch führt zu Märkten, d.h. zum Aufeinandertreffen von Anbietern und Nachfragern und zur Bildung von Marktpreisen. So analysiert die Mikroökonomik den Tausch von Gütern (Preise), den Tausch von Arbeit (Löhne) oder den Tausch von gegenwärtigen und künftigen Möglichkeiten (Zins).
Die Analyse ist häufig so angelegt, dass zur Hauptsache die Veränderungen (Marginalanalyse) auf einem bestimmten Markt (Partialanalyse) interessieren. Anbieter und Nachfrager sind nun nicht immer gleich stark aufeinander angewiesen und reagieren bei Preisänderungen unterschiedlich. Wer seine nachgefragte oder angebotene Menge bei Preisschwankungen stark anpasst, wird als preiselastisch bezeichnet. Anders der preisinelastische Nachfrager oder Anbieter: Weil dieser offenbar nicht anders kann oder will, nimmt er Preisänderungen zu seinem Vorteil nicht voll wahr oder solche zu seinem Nachteil in Kauf und tauscht immer noch die gleiche Menge des Gutes.
Prototyp des inelastischen Marktteilnehmers ist etwa ein Patient, der auf ein Medikament in einer bestimmten Dosierung angewiesen ist.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367
Markus Saurer,13. April 2020
Die Verfügungsrechte über Boden, Arbeit und Kapital werden traditionell als Produktionsfaktoren, die entsprechenden Märkte als Faktormärkte bezeichnet. Produktionsfunktionen stellen nichts anderes dar als bestimmte Kombinationen von Verfügungsrechten, mit welchen Güter und Dienste hergestellt werden. Produktionsfunktionen sind ein Bindeglied zwischen Mikro und Makroökonomik. Letztere aggregiert das Verhalten sämtlicher Akteure (Anbieter und Nachfrager) und postuliert Hypothesen zum Stand und zur Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft. Die Aggregation basiert heute immer mehr auf mikroökonomischen Erkenntnissen – man spricht von mikroökonomischer Fundierung der Makroökonomik. Dies war früher weit weniger der Fall, weshalb die Makroökonomik mehr als die Mikroökonomik Phasen unterschiedlichen Denkens durchlaufen hat. Als Grundlage dient aber allen Denkschulen die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, welche die gesamtwirtschaftlichen Einkommens und Güterströme in einer Volkswirtschaft (Binnenwirtschaftsrechnung) sowie deren Wirtschaftsverflechtung mit dem Ausland (Aussenwirtschaftsrechnung) in einer Periode anhand von Einnahmen und Ausgaben erfasst. Sie liefert somit ex post einen quantitativen Überblick über das wirtschaftliche Geschehen in einer Volkswirtschaft.
Eine andere Art der empirischen Wirtschaftsforschung stellt InputOutput-Analyse dar, welche mit einer Input-OutputTabelle für ein geografisch abgegrenztes Gebiet als Grundlage arbeitet. Sowohl mikro als auch makroökonomisch von Interesse ist die Wertschöpfung einer menschlichen Tätigkeit. Sie beziffert den geschaffenen Mehrwert respektive das erzielte Einkommen. Konkret ergibt sich die Wertschöpfung aus dem Marktwert des hergestellten Produktes abzüglich sämtlicher Vorleistungen, Abschreibungen und indirekter Steuern, jedoch zuzüglich staatlicher Subventionen.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367
Markus Saurer,13. April 2020
Die Mikroökonomik befasst sich zuallererst immer mit dem Individuum. Dieses sieht sich im Alltag ständig herausgefordert, Auswahlentscheidungen zu treffen, so zum Beispiel morgens entweder länger zu schlafen oder länger zu frühstücken. All diese Entscheidungen führen zu Kosten, welche durch den entgangenen Nettonutzen der nicht ausgewählten, zweitbesten Variante repräsentiert werden. Diese Kosten werden als Opportunitätskosten bezeichnet und befinden sich im Kern des Kerns der Ökonomik. Entscheiden wir uns also frühmorgens etwas länger zu schlafen, so müssen wir eben dann auch die Kosten unseres Entscheides, nämlich den entgangenen Nutzen eines gemütlichen Frühstücks tragen.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367
Markus Saurer,13. April 2020
All die täglichen Auswahlentscheidungentrifft jeder selbstverständlich auf seine Art und Weise. Dennoch gelingt es der Ökonomik durchaus, das Verhalten der Individuen repräsentativ nachzubilden. Sie geht dazu klassischerweise von rationalen, wissenden, nutzen- oder gewinnmaximierenden Akteuren aus. Dies heisst nichts anderes, als dass die Entscheidung fundiert und überlegt ist und den eigenen Präferenzen entspricht. Ein Spätaufsteher, welcher wenig Gefallen an einem englischen Frühstück findet, wird also gemäss der ökonomischen Theorie seinen eigenen Nutzen dadurch maximieren, dass er sich bei seinem Aufenthalt in England für das Ausschlafen entscheidet.
Es gibt heute immer mehr Erweiterungen und Zweige der Mikroökonomik und damit auch eine bessere Fundierung der Makroökonomik, in denen weniger rigorose Annahmen zum menschlichen Verhalten getroffen werden. Dies gilt beispielsweise für die Neue Institutionenökonomik. Sie befasst sich mit der Rolle von Institutionen in Markt und Staat, in welchen begrenzt rationale, im Wissen eingeschränkte, opportunistische (listige) Individuen strategisch interagieren.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367.
Markus Saurer,13. April 2020
Im Zentrum der Ökonomik liegt nicht nur das Denken in entgangenen zweitbesten Opportunitäten, sondern auch die Einsicht, dass freiwilliger Tausch zwischen (rational handelnden) Menschen immer zum gegenseitigen Vorteil ist.
Traditionell wird dieser Vorteil als Rente bezeichnet, so zum Beispiel als Produzenten und Konsumentenrente. Da dieser gegenseitige Vorteil aber nicht ohne Zutun der Beteiligten entsteht, wäre es besser, einfach von Tauschgewinn zu sprechen. Tauschgewinne sind uns wohl vertraut, weil wir im Alltag nur höchst selten etwas kaufen, ohne von beträchtlichen Tauschgewinn zu profitieren.
Anders ausgedrückt: Wann immer wir uns im Alltag etwas erstehen, wofür wir auch mehr bezahlt hätten, kommen wir in den Genuss eines Tauschgewinnes.
Differenzialrente
Gelegentlich hört man den Begriff Differenzialrente. Gemeint ist damit der Vorteil jenes Unternehmers, welcher billiger als seine Konkurrenten zu produzieren vermag. Abgesehen davon, dass im Englischen der Begriff «rent» anders als der deutsche Begriff «Rente» verwendet wird, würde es den Rahmen des Wikis sprengen, auf die Geschichte und die Vielschichtigkeit des Rentenbegriffs einzugehen. Nur soviel sei gesagt: Aufgepasst mit dem Begriff «Rente», er kann sehr unterschiedliche Bedeutungen annehmen.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367.
Markus Saurer,13. April 2020
Die Bedeutung des Tausches für die Ökonomik kann kaum überschätzt werden. Die Neue Institutionenökonomik befasst sich intensiv mit Tauschhandlungen – im Alltag meistens als Kauf und Verkauf oder Handel bezeichnet. Die Institutionenökonomik spricht von Transaktion und meint die Übertragung von Verfügungsrechten. Verfügungsrechte sind bestimmte, sozial durchsetzbare Rechte an einem knappen Gut, die in der Regel in gebündelter Form getauscht werden.
Jede Übertragung von Verfügungsrechten ist mit Transaktionskosten verbunden, und sowohl die Kosten als auch der Inhalt der Transaktion werden durch einen institutionellen Rahmen geprägt.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367.
Markus Saurer,13. April 2020
Letztlich resultiert aus allen Tauschbeziehungen ein Wertenetz oder, bezogen auf ein bestimmtes Produkt, eine Wertschöpfungskette. Diese ist Ausdruck der modernen, hochgradigen Arbeitsteilung und verdankt ihren Erfolg der Spezialisierung des Wissens und Könnens, ungleichen Ausstattungen an Ressourcen und historischen Zufällen.
Sie profitiert nicht zuletzt von den Grössen- und Verbundvorteilen einer spezialisierten Produktion. Grössenvorteile werden unter Umständen auch Skaleneffekte genannt und bedeuten fallende Durchschnittskosten bei steigendem Produktionsvolumen. Ergeben sich bei der gemeinsamen Produktion mehrerer Produkte oder Produktegruppen gegenüber deren separierter Produktion in getrennten Unternehmen Kosteneinsparungen, dann spricht man von Verbundvorteilen.
Zu beachten ist, dass Spezialisierungs, Grössen und Verbundvorteile oft nicht nur mit horizontaler und vertikaler Integration zu riesigen Konzernen, sondern sogar besser mit hybriden Kooperationsformen zwischen Hierarchie und Markt erreicht werden. Solche Hybride erlauben eine Risikodiversifikation und die Verbindung der Flexibilitätsvorteile kleinerer Unternehmen mit den Grössen und Verbundvorteilen von Netzwerken.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367.
Markus Saurer,13. April 2020
Wenn die Transaktionskosten sehr hoch sind, kommt der Tausch zwischen interessierten Parteien häufig nicht zustande: Der Markt funktioniert schlecht oder gar nicht. Geradezu typisch ist diese Situation für gewisse Umweltgüter. In dieser Situation wird dann meistens vereinfachend von externen Effekten oder Externalitäten gesprochen.
Prohibitive Transaktionskosten bedeuten jedoch nicht, dass an der Situation nichts geändert werden kann. Theorie und Praxis zeigen, dass in solchen Situationen Verfügungsrechte an Umweltgütern staatlich umverteilt, besteuert oder subventioniert werden können, oder auch bessere staatliche Regulierungen tiefere Transaktionskosten bewirken können und so der Tausch in Gang kommt.
Regeln können aber auch falsch sein. Nicht mehr der Markt, sondern der Staat versagt. Oft können die Ergebnisse durch die Abschaffung von Regeln (Deregulierung) oder durch andere Regulierungen (Re-Regulierung) verbessert werden. Die Ökonomie hält hierfür einen eigentlichen Zweig Regulierungstheorie bereit, der besonders anspruchsvoll ist, weil er verschiedenste weitere ökonomische Wissensgebiete tangiert.
Auszug aus Hostettler M, Saurer M (2007).
Kleines ökonomisches Glossar, Schweiz Z Forstwes 158 12: 364 – 367.
Michel de Rougemont, 28 März 2020
Ein Herr Pigou hat erfunden, dass einige ökonomischen Leistungen, ob nützlich oder schädlich, nicht volkswirtschaftlich in Rechnung gestellt werden.
Er meint, dass sie einen Wert haben, der kompensiert werden soll. Im Falle von Schäden mit der Erhebung einer Steuer, im Falle von Benefizien durch die Verteilung der so erhaltenen Vorteile in Geldform. So würden gute Dinge gefördert und schlechte Dinge teurer und unattraktiv.
Ökonomen, sogar liberale, halten dies der am wenigsten schlechte Weg, mit positiven oder negativen Externalitäten umzugehen.(siehe diesen Begriff im CCN-Wiki)
Nur hat man an etwas nicht gedacht: wie wird der Wert dieser Sachen bestimmt? Durch wen?
Wie zum Beispiel:
Es ist zu erwarten, dass diese Einschätzung unabhängig von der verwendeten Methode schlicht und einfach willkürlich sein wird.
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